Die Krimihomepage | Das deutschsprachige Fernsehkriminalspiel | 1959 | Gesucht wird Mörder X

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Gesucht wird Mörder X
[Teil 1 - Teil 4]

Erstsendung (ARD):
Samstag, 17.01.1959, 20.15 Uhr (Teil 1)
Freitag, 23.01.1959, 20.20 Uhr (Teil 2)
Freitag, 30.01.1959, 20.20 Uhr (Teil 3)
Freitag, 06.02.1959, 20.20 Uhr (Teil 4)

Regie:
Volker von Collande

Dauer:
29'49'' Minuten (Teil 1)
39'56'' Minuten (Teil 2)
30'57'' Minuten (Teil 3)
31'15'' Minuten (Teil 4)

Inhalt
Allgemein
Mit "Gesucht wird Mörder X" kam der erste mehrteilige Fernsehkrimi der deutschen Fernsehgeschichte auf die Bildschirme. In dem Straßenfeger von Harald Vock geht es um den Mord an einem Zeitungsredakteur, der erschossen im Hof des lokalen Pressehauses aufgefunden wird. Der leitende Kriminalbeamte Kommissar Bergner hat sofort zwei Verdächtige: den Journalisten Heinz Helten, der mit der Verlobten des Toten zuvor ein Verhältnis hatte und dem Ermordeten deshalb vor Zeugen mit dem Tode bedroht hat und den Polizeireporter Werner Barkmann, der erhebliche Geldschulden bei dem Erschossenen hatte. Um ihre Unschuld zu beweisen, müssen die beiden nach dem wirklichen Mörder suchen...

Teil 1
Im Hof des Pressehauses, einem Gebäude, in dem sich eine Druckerei und eine Zeitungsredaktion befinden, wird eines Nachts der ehemalige Zeitungsredakteur Albrecht Wenner erschossen aufgefunden. Der Tote ist nicht allein, denn neben ihm wird der Redakteur Heinz Helten (Harald Maresch) angetroffen, mit dem sich Wenner nach Redaktionsschluss per Telefon auf dem Hof verabredet hatte. Für den Leiter der Mordkommission, Kriminalkommissar Bergner (Nestor Xaidis) ist klar: Helten ist der Täter, sein Kollege, der Polizeireporter Werner Barkmann (Dieter Ranspach) dessen Komplize. Das Motiv scheint offensichtlich: der Tatverdächtige ist der Exfreund der nunmehrigen Verlobten von Albrecht Wenner. Als die Verlobung zwischen Marianne Behnken (Gudrun Schmidt) und ihm aufgelöst wurde, drohte der Journalist vor Zeugen seinem "Nachfolger" mit dem Tod. Polizeireporter Werner Barkmann hatte indessen Schulden bei dem Ermordeten. Für Kommissar Bergners Verdacht spricht außerdem, dass beide Tatverdächtigen für die Tatzeit kein Alibi aufweisen können. Als auch noch festgestellt wird, dass Wenner mit der Pistole von Werner Barkmann erschossen wurde, ist für den Kriminalkommissar der Fall klar. Einziges Manko: auf der Tatwaffe finden sich keine Fingerabdrücke. Niemand hält mehr zu den Verdächtigen, einzig die Redaktionsassistentin Ann Däubler (Margit Nünke) glaubt an Heltens Unschuld...

Teil 2
Um ihre Unschuld zu beweisen, bleibt den Mordverdächtigen Helten und Barkmann nichts Anderes übrig, als selbst nach dem Mörder von Albrecht Wenner zu suchen. Von Marianne Behnke, der Exfreundin des Erschossenen, kann Journalist Helten erfahren, dass Wenner am Tatabend einen Brief in den Kasten des Pressehauses geworfen hat. Und warum holte er zwei alte Zeitungen aus seiner Wohnung? Was hat es damit auf sich? Helten findet heraus, dass die Zeitungen in dem Mietwagen liegen müssen, den sich der tote Reporter aus der Garage des Pressehauses geliehen hat. Doch die Ermittlungen verlaufen im Sande. Als Helten nachts nach Hause kommt, erwartet ihn eine unangenehme Überraschung: zwei unbekannte Männer überfallen ihn...

Teil 3
Nachdem Journalist Heinz Helten von Unbekannten in seiner Wohnung zusammengeschlagen wurde, warnt Kriminalkommissar Bergner ihn und seinen Kollegen Barkmann davor, sich in die weiteren Ermittlungen einzumischen. Heinz Helten hat indessen einen Verdacht, der auf den Garagenmeister Wernecke fällt, der in der Pressehausgarage arbeitet. Dieser hatte gemeinsam mit Herrn Wächter, dem Inhaber einer Autowerkstatt und dem erschossenen Albrecht Wenner vor einem Jahr eine hohe Geldsumme bei einer Wette gewonnen. Da der Tote Wetten nicht leiden konnte, muss an dieser Geschichte etwas faul sein. Dieser Verdacht bestätigt sich, als Wächter angibt, den Erschossenen nur flüchtig gekannt zu haben. Unterdessen versuchte Marianne Behnken, die Freundin des Ermordeten, vergeblich Helten telefonisch zu erreichen. Ann Däubler, die Redaktionsassistentin, teilt Helten dies sobald als möglich mit, doch als Heinz zur Wohnung Mariannes eilt, ist es bereits zu spät...

Teil 4
Vor der Wohnungstür von Marianne Behnken trifft Heinz Helten auf den Polizeireporter Barkmann. Als die beiden Mariannes Wohnung betreten, finden sie die Freundin des Erschossenen Wenner erwürgt vor. Frau Keilenbach (Leny Marenbach), die Nachbarin der toten, ist blind. Sie kann der Kriminalpolizei gegenüber jedoch angeben, dass sie kurz nach der Tat im Treppenhaus mit einem Mann zusammengestoßen ist, der aus der Wohnung von Marianne Behnken kam und dessen Stimme sie wieder erkennen würde. Kriminalkommissar Bergner macht daraufhin eine Gegenüberstellung mit Helten, Barkmann und vier anderen Männern, damit die Blinde die Stimme wieder erkennen kann. Nun werden die beiden unter Mordverdacht stehenden Journalisten jedoch entlastet, denn Frau Keilenbach erkennt keine der sechs Stimmen wieder. Heinz Helten und Werner Barkmann glauben indessen, dass zwei wichtige Hinweise von der Polizei übersehen wurde: es handelt sich um den Brief, den Albrecht Wenner kurz vor seiner Ermordung in einen Postkasten geworfen hat und um die zwei alten Zeitungen, die der Tote wahrscheinlich in seinem Wagen mitführte. In der Redaktion stellt sich heraus, dass die Buchungsseiten mit den Postausgängen vom Tattat aus dem Buch gerissen wurden. Im Archiv im Keller des Redaktionshauses, in das Helten gemeinsam mit Chefredakteur Klagenkamp (Helmuth Rudolph) zur Recherche geht, findet sich dann endlich die heiße Spur ...

Alle Texte: © GP, Die Krimihomepage 2010
Kritik

Für Nostalgiker sicherlich ein nettes Highlight. Gedreht wurde - im Gegensatz zu späteren TV-Mehrteilern - ausschließlich auf Film, weshalb die Bildqualität auch heute noch relativ gut ist. Die Darsteller agieren glaubhaft, die Geschichte ist recht stringent erzählt. Ein kleines Manko sind die etwas faden Cliffhangereffekte am Ende jeder Episode. Hier merkt man, dass das Fernsehen noch in den Kinderschuhen war. Der Film spiegelt zudem das Berlin der späten 1950er Jahre wieder und ist in seinem ganzen Erscheinungsbild der Tradition der 1950er verpflichtet. Dies gilt für die Art der Inszenierung und der Dramaturgie, die Schauspielerführung, das Verhalten (in jeder Szene wird geraucht - sogar in der Schlusssequenz als der Kommissar den Täter über die Dächer jagt, hält er eine Zigarette in der Hand!) und die Musik. Dieser erste Krimi-Straßenfeger der deutschen TV-Geschichte muss wohl von jedem Fan gesehen werden.
Alle Texte: © GP, Die Krimihomepage 2010

Zusätzliche Infos & Hintergrundinfos

"Gesucht wird Mörder X" war der allererste Krimimehrteiler im deutschen Fernsehen ehe im gleichen Jahr erstmals ein Drehbuch von Francis Durbridge verfilmt wurde. Von der Fernsehpresse wurde er damals als "Fernsehkriminalfilm auf Raten" bezeichnet, denn eine mehrteiligen Fernsehfilm - und noch dazu einen Krimi - hatte es bis dato im Deutschen Fernsehen noch nicht gegeben. Gedreht wurde an Originalschauplätzen in Westberlin, das Druckhaus des Ullstein-Verlags diente innen wie außen als Kulisse des Pressehauses. Drehbuchautor Harald Vock, der auch die Idee zu "Gesucht wird Mörder X" brachte, lieferte 1958 bereits den TV-Krimi "Der Tod auf dem Rummelplatz" mit Werner Peters und Heinz Drache ab. Später war er jahrelang Produktionschef beim NDR, für den er unter anderem die Krimireihen "Dem Täter auf der Spur" (Regie: Jürgen Roland) und "Sonderdezernat K1" aus der Taufe hob und auch produzierte. Für "Sonderdezernat K1" schrieb er ab der dritten Staffel auch die Drehbücher. Als Regisseur bewies er seine Vielfalt: mit "Ein Sarg für Mr. Holloway" (1958) drehte er einen TV-Krimi, der eine Mischung aus Jerry-Cotton- und Edgar-Wallace-Filmen war, fürs Kino (und damit für Lisafilm-Chef Karl Spiehs) drehte er Anfang der 1970er Filme mit Georg Thomalla, Peter Weck, Uschi Glas und Roy Black. In den 1980ern er schuf er die Serie "Die Männer vom K3", die bis 2001 produziert wurde, schließlich erdachte er noch die Serien "Küstenwache" und "Im Namen des Gesetzes". Der 1925 geborene Harald Vock starb im September 1998.
Die Musik im 1950er-Jahre-Stil komponierte Lothar Brühne, der jedoch die Aussstrahlung des Films nicht mehr erlebte, da er kurz davor verstarb.
Als Regisseur dieser Ufa-Fernsehproduktion, die der Norddeutsche Rundfunkverband (aus dem sich später NDR und WDR entwickelten) in Auftrag gegeben hatte, fungierte Volker von Collande (1913-1990), der gleichzeitig auch für die Produktion des Filmes verantwortlich. Collande war außerdem als Darsteller und als Autor tätig. Als Schauspieler war er unter anderem in der Episode "Der Brief" aus der Serie "Das Kriminalmuseum" oder in "Wildwest in Oberbayern" (1951) zu sehen. Als Regisseur inszenierte er 17 Filme, darunter "Hochzeit auf Immenhof" (1956) und den TV-Krimi "Staatsbegräbnis" (1956).
In einer Nebenrolle in "Gesucht wird Mörder X" ist Rainer Brandt als Hartmann zu sehen, im Abspann noch als Reinhard Brandt genannt. Rainer Brandt (1936 geboren) verdankt das deutsche TV-Publikum unzählige spritzige Synchronisationen von Filmen und Serien. Dank seiner humorvollen Synchronisation erlangte unter anderem die Serie "Die Zwei" Kultstatus.
Bei der damaligen Fernsehpresse kam "Gesucht wird Mörder X" sehr gut an. Gelobt wurden die realistische Darstellung der Verbrechen und die aufregende Handlung. Realitätsnähe in der Handlung bewies der Autor Vock immer wieder. Ein nüchterner Stil war ihm auch nicht fremd, da er jahrelang als Polizeireporter gearbeitet hatte und dieses Genre daher sehr gut kannte. Das in "Gesucht wird Mörder X" ausgerechnet zwei Journalisten die Hauptfiguren sind, ist daher sicherlich kein Zufall.

Stab

 

Besetzung Aufnahmestab
Heinz Helten Harald Maresch
Werner Barkmann Dieter Ranspach
Ann Däubler Margit Nünke
Marianne Behnken Gudrun Schmidt
Chefredakteur Bruno Klagenkamp Helmuth Rudolph
Kriminalkommissar Bergner Nestor Xaidis
Hartmann Reinhard Brandt
Wernecke Erich Fiedler
Wolters Harry Engel
Frau Keilendorf Leny Marenbach
Wendland Alfred Balthoff
Gräber Alexander Engel
Sozialbeamtin Ilse Fürstenberg
? Maria Milde
? Panos Papadopoulos
? Harry Raymon
? Michael Symo
? Franz Weber
? Woldemar Leippi
? Rudolf van der Lak
? Sigrid Pawlas
? Eva Schreiber
Buch und Idee Harald Vock
Kamera Karl Schröder
Bau Gabriel Pellon
Musik Lothar Brühne
Ton Oskar Haarbrandt
Schnitt Margot Jahn
Aufnahmeleitung Willy Mette
Regieassistenz Peter Pewas jun.
Produktionsleitung Heinz Karchow
Regie und Herstellungsleitung Volker von Collande
eine Fernsehproduktion der Universum-Film Aktiengesellschaft
(UFA Düsseldorf)
im Auftrag des NWRV
(Nordwestdeutscher Rundfunkverband)

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am: 26.06.2011

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