Clarissa Hailsham-Brown
hat einen seltsamen Zeitvertreib. Sie erfindet in Gedanken absurde
Situationen, in die sie plötzlich geraten könnte. So hat sie auch für
den Fall, dass eines Tages in ihrer Bibliothek einen Toter liegt, seit
langem einen genauen Plan, wie darauf zu reagieren wäre. Als das Spiel
jedoch auf einmal tödlicher Ernst wird, erweist sich schnell die
Unzulänglichkeit ihrer Vorstellungskraft. Um den Mordverdacht zu
entkräften, der auf ihr lastet, muss Clarissa selbst ermitteln ...
(Text © JO, Die Krimihomepage) |
Gong 37/1956, Seite 25
schreibt: "Gruseln mit Humor. Wenn gewisse Krimiverleger in Deutschland
rechthaben, dann sind die britischen Sterne dieses Genres bei uns zur
Zeit ein wenig verdunkelt und durch die robuste Konkurrenz von jenseits
des großen Wassers in den Schatten gestellt. Das wäre kein gutes
Zeichen. Der Markt lebt heute von der Mittelmäßigkeit. Aber England hat
in Chesterton, Wallace und Agatha Christie ein bedeutendes Trifolium,
das das hohe Niveau der Kriminalstory verbürgt. Dafür zeugt das
Kriminalspiel "Das Spinnennetz" von Agatha Christe, das Gerhard Metzner
geschickt für das Hessische Fernsehen bearbeitet hat. Man erlebt eine
soziologische Komödie, wiewohl es auch in ihr ohne Leiche abgeht. Man
begegnet einem Konflikt, in dem drei ehrenwerte Männer sich
breitschlagen lassen, wider alle Vernunft gegen das Interesse der
Gerechtigkeit zu handeln. Der Harmloseste unter ihnen freilich, das
erweist sich überraschend in letzter Sekunde, hat allen Grund, der
Polizei das Konzept zu verderben, weil er - jawohl! -, weil er der Täter
ist, konstruktiv und dramaturgisch bis dahin so im Hintergrund gehalten,
dass der Verdacht wirklich total in die Irre geführt wurde. Und so soll
es ja sein, wenn die Sache aus Meister(innen)hand stammt. Zugegeben, die
Exposition gibt sich ein wenig langatmig. Aber in dem Augenblick, in dem
der eigentliche "Fall" akut wird, gibt es kein Halten mehr. Da stockt
der Atem, den man von Zeit zu Zeit nur wiedergewinnt, um die Lachmuskeln
in Gang zu setzen und den vorzüglichen schauspielerischen Leistungen
einen gebührenden Tribut zu zollen: zuerst Marlis Schönau, jener schnell
reagierenden Lady, die mehr Phantasie besitzt als der darstellerisch
sehr aparte Georg Lehn als Kriminalinspektor Lord verkraften kann". |