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	Dr. Georg P. 
	
	Überlegungen zu den Termini 'Epigone' und 'stilverwandt' in Bezug auf die 
	deutsche Edgar-Wallace-Serie 
 
Wenn man von Epigonen 
spricht, so sollte zunächst die Etymologie des Wortes geklärt werden: das deutsche 
Wort ,Epigone‘ ist eine Nominalkomposition, die sich aus dem altgriechischen 
Adverb έπί̆
,danach‘ und 
dem Nomen γονή ,Geburt‘, ,Nachkommenschaft‘, ,Kinder‘ zusammensetzt. Es 
bezeichnet also etwas, das nach der "Geburt" einer Sache oder Person entsteht. 
Im Duden-Fremdwörterbuch (61999, p. 231:1) wird der Begriff wie folgt 
definiert: „jmd., der in seinen Werken schon vorhandene Vorbilder verwendet od. 
im Stil nachahmt, ohne selbst schöpferisch, stilbildend zu sein“. 
Sind diese Vorbilder die 
Filme der Edgar-Wallace-Serie, so ist zunächst zu klären, welche Stilmittel 
diese Reihe unverwechselbar und stilbildend macht. Die Definition eines 
typischen Edgar-Wallace-Films ist dabei gar nicht so leicht, da die deutsche 
Kinoserie zwischen ihrem Start 1959 und ihrem Ende 1971 teilweise starken 
Veränderungen unterworfen war. Da die meisten Konkurrenzproduktionen jedoch 
Anfang bis Mitte der 1960er-Jahre entstanden sind, sind für eine Definition die 
entsprechenden Produktionen aus dem Hause Rialto Film (bzw. CCC-Film bzw. 
Kurt-Ulrich-Film) heranzuziehen (entscheidend ist hier der Produktionszeitraum 
und die Vorlage Edgar Wallace und nicht die Produktionsfirma!). Dabei ist 
allerdings in Erinnerung zu rufen, dass auch diese Produktionen ab einer 
gewissen Phase nur mehr die typischen Stilelemente der ersten Filme kopieren und 
daher eher als Rialto-Krimi-typisch gesehen werden müssten zumal diese Filme mit 
den Originalromanen des britischen Schriftstellers oft nur mehr sehr wenig zu 
tun hatten und etwa der filmübliche Wechsel zwischen Grusel und Komik in den 
Werken Edgar Wallace‘ völlig fehlt. 
Spricht man andere auf 
die Edgar-Wallace-Filme an, so sind die ersten Assoziationen meist 
Gruselspannung, abgelegene Schlösser, peitschender Regen, neblige 
Londonansichten, etwas Komik und eine skurrile Verkleidung des Täters. Des 
Weiteren bringt man häufig verschiedene Regisseure (Alfred Vohrer, Harald Reinl, 
Franz-Josef Gottlieb), Musikkomponisten (z. B. Peter Thomas, Martin Böttcher) 
und vor allem DarstellerInnen damit in Verbindung (etwa Joachim Fuchsberger, 
Heinz Drache, Eddi Arent, Klaus Kinski, Siegfried Schürenberg, Elisabeth 
Flickenschildt …).   
In vielen Listen werden 
nun häufig Filme als Epigonen bezeichnet, die folgende Kriterien erfüllen:
 
	- 
	
	Deutsche (Co-)Produktionen  
	- 
	
	Produktionen mit 
	Wallace-Darstellern  
	- 
	
	Produktionen von 
	Wallace-Regisseure  
	- 
	
	Whodunit-Dramaturgie  
	- 
	
	Verkleideter Mörder  
	- 
	
	Schwarz-Weiß-Filme
	
	  
 
		
		Diese Kategorisierung 
führt beispielsweise dazu, dass der Film Das Geheimnis der jungen Witwe 
beispielsweise bei Kramp (³2005, p. 478)  als Epigone gelistet wird. Es 
handelt sich bei dieser deutsch-italienischen Koproduktion um einen 
Psychothriller aus der Hand von Regisseur Massimo Dallamano, der später den 
vorletzten Rialto-Beitrag Das Geheimnis der grünen Stecknadel/ Cosa avete 
fatto a Solange? (1971) inszenierte. Außer dem Regisseur hat der Film aber 
überhaupt keinen Bezug zur Wallace-Serie. Entscheidend ist hier, mitzubedenken, ob etwas bewusst als Epigone produziert wurde und durch Titel, 
Handlung und womöglich auch Darsteller an die Wallace-Reihe anschließen wollte, 
oder ob - und das ist ein bisher völlig unberücksichtigter Faktor - die durch 
die Filme in der BRD ausgelöste Krimihysterie von Produzenten ausgenutzt wurde, 
um "andere" Krimis zu produzieren und diese dem Publikum in der 
		Hoffnung zu servieren, dass diese den Krimihorizont auf eine andere 
		Machart erweitern. Hier können 
		zusätzlich die Filmtitel, wie etwa Das Geheimnis der jungen Witwe,
		durchaus Assoziationen 
zur Wallace-Serie hervorrufen und damit die Zuseher neugierig machen. In die 
Kategorie "Nicht-stilverwandt", "Nicht-Epigone" fallen etwa m. E. auch die 
		Jerry-Cotton-Filme und Produktionen wie Ich spreng euch alle in die Luft
		(1967) (im Standwerk Kramps (³2005, p. 478) ebenso als Epigone angeführt), die dem 
Wallace-Krimi verwöhnten Publikum neue Perspektiven im Kriminalfilm eröffnen 
wollten, sich aber weder stilistisch noch dramaturgisch an den Filmen 
orientieren. 
            
Schließlich ist es ein weiterer wesentlicher und notwendiger Punkt, die beiden Termini "stilverwandt" 
und "Epigone" voneinander zu differenzieren. Während der Begriff 'Epigone' in 
der Einleitung bereits definiert wurde und sich ein Film dieser Art bereits 
an etwas Existentem orientiert (in diesem Falle den Edgar-Wallace-Filmen) und 
meist auch zeitnah zum Original produziert wurde, kann ein stilverwandter Film 
auch ohne offensichtlichen Bezug entstanden sein - und das etwa auch vor der 
eigentlichen Serie. So könnten manche britisch-amerikanische Spielfilme aus den 
1940ern und 1950ern durchaus als stilverwandt zu den Wallace-Filmen betrachtet 
werden und auch einige Kriminalfilme, die vor 1959 in Deutschland entstanden 
sind, beispielsweise Das Mädchen mit den Katzenaugen (1958) oder Grabenplatz 17 
(1958). 
Hier wäre überhaupt auch zu 
hinterfragen, in wie weit die deutschen Kriminalfilme der 1950er Jahre die 
Edgar-Wallace-Serie beeinflusst haben, ein nicht unbedeutender Faktor, der 
bisher leider völlig unberücksichtigt geblieben ist. Als nicht unwesentlich ist 
hier auch unbedingt Dietrich Haugks 1960 entstandener Kinofilm Agatha lass 
das Morden sein zu betrachten, der zwar von der Handlung und Qualität völlig 
indiskutabel ist, aber in punkto gruseliger Atmosphäre und Figurenkonstelation 
den Edgar-Wallace-Filmen sehr viel vorweg nimmt und quasi die Quintessenz dieser 
Produktionen beinhaltet. 
		
            
Die Definition einer Epigone hängt nun hauptsächlich davon ab, was man als 
Original bezeichnet. Hier beginnt im Bezug auf die Edgar-Wallace-Filme bereits 
das Problem, denn ein Großteil der Fans sieht als "original" - völlig 
unverständlicher und m. E. auch unkorrekter Weise - nur jene Produktionen an, 
die ab 1959 von Rialto Film produziert wurden. Dies geht so weit, dass andere 
Filme, die sogar im selben Zeitraum produziert wurden, kurioser Weise als 
Epigonen betrachtet werden, was ob der Nennung des Autors im Vorspann von 
Non-Rialto-Filmen wie Der Rächer, Der Fluch der gelben Schlange, 
Todestrommeln am großen Fluss oder Sanders und das Schiff des Todes 
besonders kurios anmutet. Während die ersten beiden Filme sich in ihrer 
Dramaturgie und Besetzung kaum von den Rialto-Filmen unterscheiden (und vor 
allem Der Rächer nachfolgenden Produktionen in punkto Atmosphäre und 
Besetzung eine wesentliche Vorlage liefert), mag die Ausgrenzung der beiden 
Afrika-Filme für andere (für mich nicht!) noch irgendwo verständlich sein, wenn 
man sich - und das ist wesentlich - unter einem Edgar-Wallace-Film eine 
Produktion vorstellt, die 
	- 
	
	im Bezug auf den Ort in England spielt,  
	- 
	
	Handlungsorte wie düstere Schlösser, 
	unterirdische Gänge, düstere Hafengegenden oder Moorlandschaften aufweist,
	
	  
	- 
	
	dazu über peitschenden Regen und neblige 
	Atmosphäre verfügt,  
	- 
	
	in der Figurenkonstellation eine klare 
	Trennung zwischen Gut und Böse hat,  
	- 
	
	über eine verbrecherische Organisation 
	oder/ und eine reiche Erbin in Gefahr erzählt,  
	- 
	
	einen großen Unbekannten aufweist,  
	- 
	
	einen Täter besitzt, der sich entweder 
	durch eine skurrile Verkleidung oder eine besonderes "Logo" auszeichnet,  
	- 
	
	über humoristische Szenen verfügt, die 
	die unheimlichen und spannenden Szenen unterbrechen/ aufheitern sollen,  
	- 
	
	darüber hinaus in der Dramaturgie ganz 
	klare Linien verfolgt (Mord am Anfang, Demaskierung des Täters erst am Ende, 
	Rettung der Frau in Gefahr etc.)  
	- 
	
	nicht zuletzt über eine ganz bestimmte 
	Besetzung und Rollenverteilung verfügt und  
	- 
	
	auch im übrigen Cast (im Bezug auf 
	Drehbuch, Musik, Kamera, Regie etc.) immer die selben Leute versammelt.  
 
		
Liest man diese - sicherlich erweiterbaren 
Kriterien - dann wird klar, dass sich die Edgar-Wallace-Reihe ab einem gewissen 
Zeitpunkt (etwa ab 1963/64 bis 1968) nur mehr selbst kopiert und die 
verschiedenen Zutaten immer wieder zu neuen "Krimicocktails" zusammen mischt. 
Klar ist außerdem, dass damit auch die üblichen offensichtlichen Epigonen wie 
Artur Brauners Bryan-Edgar-Wallace-Serie (mit Ausnahme der Filme ab 1969) oder 
die Louis-Weinert-Wilton-Filme und einzelne Produktionen wie Das Wirtshaus 
von Dartmoor (1964) oder Hotel der toten Gäste (1965) eindeutig als 
Epigonen per definitionem zu sehen sind, wobei der Grad der Epigone noch 
variierbar ist, denn nicht alle genannten Punkte sind gleich relevant. Dies ist 
so beim Ort der Handlung. Ist ein Film, der die obigen Kriterien erfüllt, aber 
nicht in England, sondern in Italien oder gar in Thailand spielt, dann etwa 
keine Epigone? Wohl kaum.  
Völlig unverständlich ist 
deshalb, warum Abenteuerkrimis à la Das Todesauge von Ceylon (1963), 
Der schwarze Panther von Ratana (1963) oder Der Fluch des schwarzen Rubin
[sic!] (1965) des Münchner Produzenten Wolfgang C. Hartwig in 
den meisten Epigonenlisten völlig außer Acht gelassen wurden (so etwa bei Kramp 
(³2005), Hohmann (2011); Tses (2002) geht auf gar keine Epigonen ein). Hartwig tauschte 
einfach Themsenebel gegen Exotik, Schlösser gegen Tempel und fertig waren Filme, 
die großteils in ihrer Machart an die Wallace-Streifen erinnern. Sogar die Komik 
kam nicht zu kurz. Während Eddi Arent im Original die Zuschauer bei Laune hielt, 
taten das Bill Ramsey oder Chris Howland bei Rapid Film. Der Bösewicht vom 
Dienst wurde hier nicht von Klaus Kinski, sondern fast ausschließlich von Horst 
Frank verkörpert (der sich zum Leidwesen seiner Fans leider selten selbst 
synchronisierte). Damit die Filme (meist deutsch-italienisch(-französisch)e 
Koproduktionen) im Ausland ein Erfolg wurden, war der 
Ermittler meist ein Geheimagent. So konnten die koproduzierenden Italiener oder 
Franzosen den Film als Eurospy vermarkten (und der Agentenname schlug sich hier auch 
meist im italienischen Titel nieder). Richtiger Eurospy waren die Filme jedoch 
nicht. Im Unterschied zur Kommissar-X-Reihe Theo Maria Werners waren sie 
vielmehr Krimis, die als Pseudoagentenabenteuer verkauft wurden. Neben einer Whodunit-Dramaturgie, die in 
fast allen dieser Exotikkrimis vorherrscht und den genannten primären Faktoren, sprechen noch weitere 
sekundäre Argumente für 
eine Einreihung in die Epigonenliste: Regisseure wie Jürgen Roland oder Helmuth 
Ashley saßen auf dem Regiestuhl, Martin Böttcher und Willy Mattes waren mitunter 
für die Musik verantwortlich, Autoren wie J. Joachim Bartsch oder Hanns Wiedmann 
schrieben die Bücher und in den Hauptrollen agierten Schauspieler, die allesamt 
in Wallace-Filmen mit dabei waren, unter anderem: Heinz Drache (Der schwarze 
Panther von Ratana (1963), Ein Sarg aus Hongkong (1964)), Hans 
Nielsen (Das Todesauge von Ceylon (1963)), Marianne Koch und Klausjürgen Wussow 
(Heißer Hafen Hongkong (1962)), Joachim Fuchsberger (Das Mädchen von 
Hongkong (1972)) oder Harald Leipnitz (5 vor 12 in Caracas (1966)). 
Daneben spielten wie bereits erwähnt Horst Frank, Bill Ramsey und Chris Howland 
sowie Reinhard Glemnitz, Paul Hubschmid und Marianne Hold (Die Diamantenhölle 
am Mekong (1964)), Paul Klinger und Harald Juhnke (Das Geheimnis der drei 
Dschunken (1965)), (Die Diamantenhölle am Mekong (1964)), Maria 
Perschy und Dietmar Schönherr (Weiße Fracht für Hongkong (1964)) oder 
Peter Carsten (Der Fluch des schwarzen Rubin (1965)) mit. Einige Filme 
kopieren die Wallace-Reihe sogar so stark, dass sich der direkte Vergleich 
aufzwingt: so etwa das Zeichen des Killers in Das Todesauge von Ceylon, 
das unweigerlich an das „Logo“ des Mörders in Der rote Kreis erinnert.
Auch Filme
anderer Produzenten wären hier 
unbedingt zu berücksichtigen, wie etwa Harry Alan Towers' Produktion Das Haus 
der 1000 Freuden (1967), die trotz des absolut trashigen und irreführenden 
Titels ein handfester, stilverwandter, ja epigonaler Kriminalfilm ist.   
Anhand zweier Filme, die immer wieder als 
Epigonen gelistet werden, soll nun geklärt werden, ob dies überhaupt 
gerechtfertigt ist. Es handelt sich dabei um Produktionen, die sich auf andere 
renommierte britische Kriminalschriftsteller berufen, die es eigentlich nicht 
nötig hätten, als Wallace-Epigone verkauft zu werden, zumal sie ganz deutliche, 
eigenständige Stilmerkmale aufweisen, die jedoch vor allem in der ersten 
besprochenen österreichischen Produktion zugunsten der Wallace-Zutaten völlig 
außer Acht gelassen wurden. 
		
Kein anderer britischer 
Autor erregte neben Edgar Wallace in den 1950ern und 1960ern soviel Aufsehen wie 
Francis Durbridge, dessen mehrteilige Fernsehspiele für enorme 
Einschaltquoten sorgten. Mangels eigener Ideen und neuen kreativen Schaffens 
wurde der Name des „Original-Straßenfegers“ zweimal für einen Kinofilm 
missbraucht. Einmal 1963 für Piccadilly 0 Uhr 12 (Regie: Rudolf 
Zehetgruber) und 1964 für den österreichischen Krimi Tim Frazer jagt 
den geheimnisvollen Mister X (Regie: Ernst Hofbauer). Während Durbridge im 
Vorspann des Zehetgruber-Films noch aufgeführt wird, seine eigenen Ideen aber 
weitgehend aus der Handlung eliminiert worden sein dürften (sofern sie überhaupt 
vorhanden waren), evoziert im zweiten Film nur mehr die Titelfigur den bekannten 
Krimihelden des Autors. Typisch für den „meister der feindosierten Spannung“ 
waren eben nicht Gangstergeschichten, maskierte Killer, neblige Hafenanlagen und 
dubiose Kneipen oder gar die Darstellung von Morden. Wer Durbridge kennt, der 
weiß, dass Grusel für ihn ein Fremdwort ist, Morde nur in Abwesenheit des 
Zuschauers geschehen und die Darstellung von Gewalt überhaupt nicht zu ihm 
passt. In einem Interview hatte der Meister selbst mal gesagt: „Ich bin so 
undramatisch, ich kann kein Blut sehen“. Während die Produktion Piccadilly 0 
Uhr 12 zwar mit einer unglaublich starken Besetzung punkten kann, erinnert 
außer dem Schauplatz London und Klaus Kinski nicht wirklich viel an Francis 
Durbridge. Selbst der „geniale“ dramaturgische Gedanke, Ilja Richter als Edgar 
Wallace (sprich: [Wεlles] [sic!]) auftreten zu lassen, reicht nicht aus, um den 
Film der Serie des britischen Kultautors zuzurechnen. Ganz anders Tim Frazer 
jagt den geheimnisvollen Mister X. Hier scheint jede Szene, jede 
Einstellung, jeder Dialogteil und die gesamte dramaturgische Ausrichtung einem 
Wallace-Film entnommen zu sein, nicht etwas erinnert an Durbridge außer dem 
Namen des Protagonisten, der genauso gut John Miller oder Peter Smith lauten 
hätte können, ohne etwas an der Handlung zu ändern. Die schmuddeligen 
Hafenkneipen, Massenmorde, nebligen Hafenstücke, Schießereien und 
Verfolgungsjagden, der eingestreute Humor und der von einem Barmädchen 
vorgetragene Song J’ai peché sorgen dafür, dass es sich bei diesem Film 
um eine hundertprozentige Epigone handelt, die quasi "echter" als manche 
"echten" Wallace-Filme sind (was man im übrigen auch von Beiträgen wie Der 
Würger von Schloß Blackmoor (1963) oder mit Vorbehalt auch von Sieben 
Tote in den Augen der Katze (1973) behaupten kann). Dass weder der eine noch der andere 
Film besonders erfolgreich waren liegt wohl auch daran, dass man mit Durbridge-Erwartungen in den Kinosaal ging und diesen vollkommen enttäuscht 
angesichts der Tatsache verlassen musste, dass nichts – aber auch wirklich 
nichts – an den großen britischen Meister erinnerte.   
Einen anderen Meister der 
Kriminalliteratur bemühte man für den Film Sherlock Holmes und das Halsband 
des Todes (1962). Arthur Conan Doyles Figur des berühmtesten 
Meisterdetektivs der Literaturgeschichte wurde hier dazu missbraucht, um das 
Publikum unter Vorspielung falscher Tatsachen ins Kino zu locken. Einerseits 
basiert das Drehbuch nur sehr vage auf den Vorlagen, andererseits ist dieser 
Krimi kein Whodunit-Film. Dies muss nicht unbedingt ein Nachteil sein, doch 
Spannung entsteht hier weder aus der 
Dramaturgie noch aus der Inszenierung heraus. Überhaupt erinnert die Handlung so 
gut wie nicht an Edgar Wallace. Daher ist stark zu hinterfragen, warum diese 
Produktion (nur aufgrund der Beteiligung einer deutschen Filmfirma und einiger 
deutscher Darsteller) immer als Epigone aufgeführt wird. Ebenso verhält es sich 
übrigens mit den einigen Dr.-Mabuse-Filmen, die in ihrer 
Dramaturgie und mangels Whodunit überhaupt nicht zum Schema der klassischen 
Wallace-Filme passen. Wäre dem so, dann müsste man auch den 
Science-Fiction-Krimi Ein Toter sucht seinen Mörder (1964, Regie: Freddie 
Francis) mit in die Liste aufnehmen, zumal hier sogar Siegfried Lowitz und 
Dieter Borsche agieren. Das Problem liegt wohl auch darin, dass es bei diesen 
Filmen oft nicht eindeutig Schwarz oder Weiß gibt, sondern dass die Übergänge 
oft sehr fließend sind und dass man daher keine starken Grenzen ziehen kann. 
		
Abschließend muss hier noch ein Punkt erwähnt 
werden, der - wenn man von Epigonen spricht - unbedingt erwähnt werden sollte 
und bisher meines Wissens nirgends hinterfragt wurde. Es handelt sich dabei um 
die Umkehrung des üblichen Weges, gewissermaßen von der Epigone zum "Original". Als Artur 
Brauner Dario Argentos ersten Spielfilm Das Geheimnis der schwarzen 
Handschuhe/ L’uccello dalle piume di cristallo 1969 koproduzierte, war er 
seinem „ärgsten“ Konkurrenten Horst Wendlandt erstmals ein Stück voraus. Im 
Gegensatz zum von Rialto produzierten Film Das Gesicht im Dunkeln/ A 
doppia faccia hatte das Debüt des italienischen maestro del brivido 
(Meister des Grusels) einen überragenden Erfolg. Nun mutet es mehr als seltsam 
an, dass ausgerechnet Rialto Film 1971 
zwei deutsch-italienische Filme ins Wallace-Rennen schickte, die sich in 
Handlung und Dramaturgie gänzlich am durch den Argento-Film ausgelösten 
Giallo-Boom orientierten und die sich überhaupt nicht mehr auf die so typischen 
1960er-Merkmalen beriefen. Hier gab es ein Kuriosum, dass in der Filmgeschichte 
wohl einmalig (und wenn nicht, dann sehr selten) sein dürfte: auf Basis einer 
als Edgar-Wallace-Epigone verkauften Produktionen vermarktete man nun plötzlich 
daran inspirierte Filme als Original (nicht zu vergessen ist, dass man sogar 
noch einen dritten Film, Duccio Tessaris Blutspur im Park/ Una farfalla dalle 
ali insanguinate (1971), ins Rennen schicken wollte). 
		
Da in der einschlägigen Literatur (Kramp 
(³2005), Hohmann (2011)) teilweise ziemlich willkürlich dabei verfahren wird, 
was als Epigone anzusehen ist und was nicht, sollten die in diesem Artikel 
angestellten Überlegungen dazu anregen, auf Basis von gewissen, zu definierenden 
und diskutierenden Faktoren es endlich möglich zu machen, bisher gelistete 
Filme, die teilweise nur auf Grund ihres Entstehungsjahres und ihrer Besetzung 
gelistet wurden (etwa Mörderspiel (1960) oder Ein Alibi zerbricht 
(1963)) aus der Epigonen-Liste endlich zu eliminieren und andere (wohl auch 
aufgrund fehlender DVD-Veröffentlichungen) bisher unbekanntere Filme endlich zu 
integrieren. Die Wichtigkeit der notwendigen Merkmale für die Zuordnung sollte 
dabei gereiht (etwa Handlung vor Handlungsort, Whodunit vor Gangstergeschichte 
etc.) und Besetzung und Aufnahmestab sowie Entstehungsjahr in die zweite Reihe 
verbannt werden. Schließlich ist noch unbedingt festzuhalten, dass ein 
Edgar-Wallace-Film per definitionem immer als solcher zu betrachten ist, sobald 
er als solcher beworben wurde oder auch als solcher im Vorspann genannt wird. 
Dies bemerke ich vor dem Hintergrund der Tatsache, dass manchmal Filme außerhalb 
der Rialto-Reihe schon als Epigonen genannt werden und andererseits Produktionen 
aus der Endphase der Serie häufig nur widerwillig als "echte" Wallace-Filme 
geduldet werden (so auch von mir). Ein gründliches Überdenken der Zuordnung von 
Filmen in die deutsche Edgar-Wallace-Reihe und ihrer Epigonen ist dringend 
angebracht. 
		
  
		Bibliographische Hinweise: 
		
			Hohmann, Tobias (2011): 
			Der klassische Kriminalfilm: Edgar & Bryan Edgar Wallace. 
			Nürnberg: MPW. 
			Kramp, Joachim (³2005): Hallo! Hier spricht Edgar Wallace. 
			Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf. 
			Tses, Christos (2002): Der Hexer, der Zinker und andere Mörder.
			Essen: Klartext. 
		 
		Links: 
		
			
			
			Das 
			Edgar-Wallace-Forum 
			
			
			Diskussion: Typischster 
			Wallace-Film 
			
			Diskussion: Typische Wallace-Atmosphäre 
			
			
			Diskussion: Definitionen Epigonen, 
			Stilverwandt & Co. 
		 
		
		
		Text: 
		©
		Dr. Georg P.
(Die Krimihomepage, 2011/12)  | 
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